Sedierung: Wieso muss das Pferd sediert werden?
Immer wieder fragen mich Kunden, ob ich ihr Pferd ohne Sedierung behandeln kann oder sie erzählen mir von Kollegen, die Zähne immer ohne Sedierung raspeln.
Die Antwort auf diese Frage: nein, bei mir wird jedes Pferd sediert.
Warum arbeite ich immer mit einer Sedierung?
Pferde sind Fluchttiere und sie stehen enorm unter Stress, wenn sie mit weit geöffnetem Maul da stehen und ertragen, wie mit einer lauten elektrischen Maschine an ihren Zähnen gearbeitet wird. Selbst Pferde, die dabei ruhig stehen bleiben, haben innerlich Stress und Angst. Als Tierarzt ist das für mich tierschutzrechtlich abzulehnen.
Eine gute Zahnbehandlung erfordert eine gründliche Untersuchung der Maulhöhle mit Hilfe eines Zahnspiegels oder einer Zahnkamera und einer Sonde. Eine Untersuchung dieser Art funktioniert nur bei einem ruhig stehendem Pferd, mit Hilfe eines Maulgatters und einer starken Kopflampe. Reines Abtasten der Zähne reicht nicht aus um alle Befunde erkennen zu können und ist als mangelhafte Untersuchung zu bewerten.
Ein Maulgatter bei einem unsedierten Pferd einzusetzen, kann lebensgefährlich sein. Sollte das Pferd nur einmal mit dem Kopfschlagen, kann der Besitzer oder der Tierarzt das Maulgatter ins Gesicht bekommen. Viele Pferde haben unsediert Angst vor der starken Lichtquelle. Ohne gutes Licht erkennt man jedoch nichts in dem Pferdemaul. Wer nichts sieht, kann auch nicht beurteilen, ob irgendwo ein offener Nerv, eine Zahnfleischentzündung, ein gebrochener Zahn etc. zu finden ist.
Eine gute Zahnbehandlung ist nicht mal eben schnell in 5 Minuten erledigt. Selbst das ruhigste Pferd steht keine halbe Stunde mit geöffnetem Maul still. Zahnextraktionen ohne Sedierung und Lokalänasthesie sind absolut Tierschutzrelevant. Oder lassen Sie sich beim Zahnarzt die Zähne ziehen, ohne sich vorher eine Lokalanästhesie geben zu lassen?
Wer also immer noch auf eine Zahnbehandlung ohne Sedierung besteht, der muss sich einen anderen Tierarzt suchen…